Die Digitalisierung hat in den letzten Jahren viele Branchen grundlegend verändert. So sind auch im Bereich der Finanzdienstleistungen neue Geschäftsmodelle entstanden – sogenannte Fintechs, die es in den letzten Jahren geschafft haben, nachhaltig in die Märkte etablierter Wettbewerber vorzustoßen. Ihr Ziel: schnell und agil auf technische Entwicklungen und Kundenbedürfnisse zu reagieren. Um zu erfahren, was einen Fintech-Gründer umtreibt und bewegt und welche Motivation ihn treibt, hat sich Eva Sartorius, Mitglied der Geschäftsleitung von A.B.S. Gobal Factoring, mit Dr. Nico Peters, Gründer und Geschäftsführer der COMPEON GmbH, zum Austausch getroffen.
Eva Sartorius: Herr Dr. Peters, was war Ihr Treiber, COMPEON zu gründen?
Dr. Nico Peters: Nach einigen Karrierestationen, bei denen meine Gründerkollegen und ich die Seite der Banken im Firmenkundengeschäft sehr intensiv und in aller Tiefe kennengelernt haben, stand für uns irgendwann die Frage im Raum, warum es in diesem Bereich noch keine digitale Plattform gibt. Ganz konkret hatten wir vor der Gründung von COMPEON im Auge, wie einfach eine Privatperson im Internet über Plattformen mit wenigen Klicks die optimale Finanzierung, beispielsweisefür einen neuen Pkw, finden und abschließen kann. Auch andere Plattformenmodelle im E-Commerce-Bereich oder der privaten Baufinanzierung haben wir zu diesem Zeitpunkt eingehend analysiert. Im Gegensatz zu den Prozessen in der Privatwirtschaft fielen uns im gewerblichen Sektor die häufig analogen Prozesse und Strukturen sowie die eingeschränkte Transparenz von Finanzierungsmöglichkeiten auf.
Im Firmenkundengeschäft ging damals kaum etwas ohne Präsenztermine vor Ort – und auch heute ist das noch oft die Regel. Während also Privatleute online mit wenig Aufwand Kreditbeträge auch mit größeren Summen beziehen konnten, war in der Unternehmensfinanzierung ein sehr umfangreicher Prozess notwendig, der Unternehmer*innen auch kapazitär sehr stark eingebunden hat. Das ist nur nachvollziehbar, immerhin hat eine Bank bei Finanzierungen im gewerblichen Kontext ganz andere Prüfvorgaben bezüglich wirtschaftlicher Lage. Diese hängt wiederum von komplexeren Strukturen ab. Nichtsdestotrotz waren wir zum Zeitpunkt der Gründung davon überzeugt, dass der Finanzierungsprozess für alle Beteiligten effiktiver, effizienter und zielführender gestaltet werden kann. Und gestaltet werden muss!
Eva Sartorius: Effizienz klingt ja immer gut, aber worin besteht der der konkrete Nutzen für das Unternehmen?
Dr. Nico Peters: Das Problem bei den analogen Verfahren war ja, dass Unternehmen am Ende eines Kreditbeantragungsprozesses häufig keinerlei Aussagekraft darüber erhielten, wie gut oder schlecht die vorgeschlagenen Konditionen im Anbietervergleich waren. Wollte ein Unternehmen mehrere Angebote für die Finanzierung einholen – ggf. sogar für unterschiedliche Finanzierungsprodukte, musste der Prozess bei jedem Finanzanbieter von Neuem gestartet werden – ein erheblicher zeitlicher Aufwand mit oftmals nicht absehbarem Ausgang für das anfragende Unternehmen. Diese Informationsassymetrie wollten wir aufbrechen. Wir hatten uns zum Ziel gesetzt, die größte Online-Plattform für Unternehmensfinanzierung in Deutschland zu werden, als wir mit COMPEON gestartet sind.
Eva Sartorius: Und heute? Würden Sie sagen, Ihre Erwartung hat sich erfüllt oder ist alles ganz anders gekommen, als gedacht?
Dr. Nico Peters: Wir haben großes Potenzial im Markt für gewerbliche Finanzierung gesehen, sonst hätten meine Gründerkollegen und ich nicht unsere sicheren Managerpositionen aufgegeben. Aber dass wir nach rund fünf Jahren mehrere der größten europäischen Investoren auf Gesellschafterseite begrüßen dürfen, dass wir mehr als 250 Finanzdienstleister von unserer Idee und Leidenschaft überzeugt haben und wir als Vertriebspartner deutschlandweit bekannte Organisationen wie Versicherungsgesellschaften etc. an die Plattform angebunden haben würden, war uns bei der Gründung in diesem Ausmaß sicherlich nicht klar. Dazu vertrauen uns mehr als 100 Mitarbeiter*innen und geben jeden Tag ihr Bestes, um den Erfolg von COMPEON auch in den kommenden Jahren zu sichern.
Natürlich hatten wir gerade in den ersten Monaten nach der Gründung unsere Hausaufgaben gemacht und seitdem hat sich COMPEON auch von Jahr zu Jahr weiterentwickelt. So waren die ersten Schritte auf der Suche nach passenden und interessierten Finanzdienstleistern anfangs noch beschwerlicher – das hat sich im Laufe der Zeit ins komplette Gegenteil gekehrt. Mittlerweile erhalten wir nicht nur Anfragen von Finanzdienstleistern, die mit uns zusammenarbeiten möchten, sondern verbinden uns auch immer intensiver mit den Systemen und Prozessen unserer Finanzierungspartner.
Eva Sartorius: Gab es denn auch Gegenwind, mit dem Sie gar nicht gerechnet hatten und wie haben Sie das gemeistert?
Dr. Nico Peters: Die ersten Finanzpartner zu überzeugen, bis wir eine kritische Masse für den Launch der Plattform erreicht hatten, war zu Beginn eine der größten Hürden, die wir zu meistern hatten. Man darf hierbei auch nicht die eigene Erwartungshaltung außer Acht lassen. Ich denke, jede Gründerin, jeder Gründer ist zutiefst vom Potenzial der eigenen Idee überzeugt. Dass uns zum Launch der Plattform Unternehmen nicht den Server lahmgelegt haben, ist ganz logisch – immerhin war unsere Bekanntheit damals deutlich geringer als heute – aber gerade mit diesem allmählichen Wachstum muss man zu Beginn leben, auch wenn der eigene Enthusiasmus gefühlt Berge versetzen kann.
Eva Sartorius: Nochmal zurück zu Ihren Kunden: Was ist der größte Mehrwert für KMU?
Dr. Nico Peters: Der Mehrwert für Unternehmen ist der unkomplizierte und schnelle Zugang zu einer Vielzahl von Kreditgebern im Markt, begleitet durch einen COMPEON-Finanzierungsexperten. Mit den Schnellfinanzierungslösungen, die wir mit unseren Partnern anbieten, liegen Unternehmen bereits nach wenigen Stunden valide Zinssätze und Raten für die Wunschfinanzierung vor. Wir verkürzen den Antrags- und Genehmigungsprozess enorm, da wir parallel mit einer einzigen Finanzierungsanfrage gleichzeitig eine Vielzahl von Finanzgebern ansprechen. Das führt auch dazu, dass Unternehmer erstmalig einen transparenten Produkt- und Angebotsvergleich verschiedener Finanzgeber erhalten. Dabei wird das Unternehmen von der Einstellung der Anfrage über Angebotsauswahl bis zum Abschluss von einem erfahrenen Firmenkundenberater von COMPEON begeleitet.
Eva Sartorius: Welche Ziele haben Sie sich für 2022 gesetzt?
Dr. Nico Peters: Wir haben in 2021 unsere technologische Infrastruktur in Richtung unserer Kunden weiter ausgebaut und so für noch genauere Analysen und daraus resultierende Vorhersagen gesorgt. Das werden wir in 2022 weiter fortführen. Damit einher geht auch die Anbindung weiterer Partner mit Schnellfinanzierungsprozessen, sodass unsere Kunden noch schneller eine Vielzahl von Finanzierungsangeboten bereits kurz nach der Übermittlung ihrer Firmendaten erhalten und die entsprechenden Produkte digital abschließen können. Da möchten wir noch schneller werden und orientieren uns auch hier wieder stark an dem, was bereits im privaten Einkaufserleben heutzutage bei Plattformen der Standard ist. Denn das ist in der Regel auch die Erwartungshaltung, die Unternehmer heute haben.
Eva Sartorius: Dabei wünschen wir Ihnen natürlich viel Erfolg! Vielen Dank für diese spannenden Einblicke.
Dr. Nico Peters ist Geschäftsführer der COMPEON GmbH, dem führenden produkt- und anbieterunabhängigen Full-Service-Dienstleister für Mittelstandfinanzierung in Deutschland. Mehr Informationen finden Sie unter www.compeon.de