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Marcus Sarafin
Geschäftsführer der GFL, Gesellschaften für Liquidität

Die Interviewreihe im A.B.S. Blog:
Helmut Karrer trifft Marcus Sarafin: Die ganzheitliche Working Capital Strategie

November- und Dezemberhilfen, KfW-Schnellkredite, Überbrückungshilfen – der Bund hat viele Instrumente geschaffen, damit Unternehmen in der Corona-Krise ihre Liquidität sichern konnten. Doch viele Firmen sind von diesen Hilfen ausgeschlossen. Wie es ihnen trotzdem möglich ist, zusätzliche Liquidität zu erhalten, verrät GFL-Geschäftsführer Marcus Sarafin im A.B.S.-Interview mit Helmut Karrer. Er macht deutlich: Schnelle Finanzspritzen sind das eine – auf eine langfristige, individuell auf das Unternehmen abgestimmte Working Capital Strategie sollte aber gerade in dieser Zeit kein Unternehmen verzichten.

Helmut Karrer: Herr Sarafin, der Start ins neue Jahr wird sich für viele Unternehmen dieses Jahr nicht einfach gestalten. Wo haben Unternehmer was die Finanzierung angeht, gerade die größten Probleme?

Marcus Sarafin: Wenn sich die Wirtschaft wie prognostiziert global erholen wird, bedarf es sicher zusätzlicher Finanzierungsmittel. Diese zu bekommen, wird sich für viele Unternehmen problematisch gestalten, da Kreditgenehmigungen grundsätzlich auf Basis der letzten Zahlen beruhen. Man kann davon ausgehen, dass die Bilanzen 2020 überwiegend schlechter ausfallen werden, so dass damit auch das Rating des Unternehmens sich nach unten verändert. Ich erwarte sogar vielfach Fälle, in denen die Banken nach Auswertung der Daten ihr Engagement eher senken wollen, ihre Kunden aber zusätzlichen Bedarf anfragen.

Helmut Karrer: Denken Sie, dass sich die wirtschaftliche Situation dieses Jahr bereits wieder entspannen wird?

Marcus Sarafin: Aktuell sehe ich das nicht. Viele Prognosen gehen ja davon aus, dass sich die Wirtschaft weitestgehend bis Ende 2022 erholen wird. Solange wird es eine weiterhin außergewöhnliche Situation bleiben.

Helmut Karrer: Das ist tatsächlich auch unsere Meinung und vieles wird davon abhängen, ob und wie Lieferketten stabil aufrechterhalten bleiben und der Staat, die Warenkreditversicherer und die Anbieter alternativer Finanzierungslösungen dies nachhaltig begleiten.

Für Unternehmer, die kurzfristige Liquidität benötigen, gibt es ja die KfW-Kredite. Warum sind die für viele Firmen keine Option?

Marcus Sarafin: Die Programme laufen schon seit einiger Zeit und sind auch begrenzt. Diejenigen Firmen, die in den Genuss der Kreditvergabe kommen, haben sicherlich schon den Antrag gestellt und das Geld erhalten.  Damit ist nun kurzfristig die Liquidität gesichert. Aber es handelt sich ja um einen befristeten Rahmen. Sollten hier die regulären Linien ausgeschöpft sein, führt dies automatisch zu Engpässen und alternativem Finanzierungsbedarf.

Helmut Karrer: Genau das ist auch unsere Erfahrung – die KfW-Mittel haben sicherlich die erste Phase der Pandemie und der damit einhergehenden Finanzierungs- bzw. Liquiditätslücken überbrückt, jedoch vernehmen wir nun wieder verstärkt Anzeichen für weiteren Working Capital-Bedarf, wodurch alternative Finanzierungsinstrumente wieder vermehrt in den Fokus rücken.

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Helmut Karrer: Unternehmen, die bei Ihrer Hausbank keinen Kredit mehr bekommen, helfen Sie, indem Sie alternative Finanzierungen vermitteln. Für welche Firmen ist das eine Option?

Marcus Sarafin: Wir können den Kunden in den meisten Fällen behilflich sein, da Working Capital ja fast grundsätzlich für alle Branchen in allen Unternehmensgrößen benötigt wird. Sicher ist, dass es für die Dienstleistungsbranche gewisse Grenzen gibt, der Kapitalbedarf hier aber auch wesentlich geringer ist. Für die Bereiche Handel, Maschinen-/Anlagenbau und Textil – um nur einige Branchen zu nennen – strukturieren wir gerne Lösungen. Für die wird es sicher ein schwieriges Jahr. Aber nicht nur die Corona-Krise stellt die Wirtschaft vor Herausforderungen.  Eine weitere besondere Aufgabe für Unternehmen ist etwa der Import aus Asien. Hierfür bieten wir ebenfalls Lösungen an.

Helmut Karrer: Bevor Sie eine Lösung suchen, schauen Sie sich bei jedem Unternehmen die bisherige Finanzierung, die aktuelle Geschäftssituation, die Branche etc. an. Warum ist das alles so wichtig?

Marcus Sarafin: Wir müssen uns ein genaues Bild von der Ist-Situation machen: wie ist die Datenstruktur, wie läuft das Geschäftsmodell in der Praxis, welche typischen Schwierigkeiten gibt es, welche Finanzpartner sind schon involviert? Erst nach intensiver Analyse kann man ein gezieltes, auf den Kunden  abgestimmtes Lösungsspektrum vorstellen.
Ein Beispiel: Wir hatten schon viele Anfragen bezüglich Factoring, da dieses Instrument relativ bekannt ist. Nach eingehender Analyse stellte sich dann aber teilweise heraus, dass Factoring ungeeignet ist und andere Lösungen zielführender waren.

Helmut Karrer: Jeder Finanzierungsbaustein passt sich bei Ihnen in eine ganzheitliche Working-Capital-Strategie ein. Wenn es einem Unternehmer nur um kurzfristige Liquidität geht, kann man dann nicht auch einfach Angebot xy von der Stange wählen?

Marcus Sarafin: Unsere Erfahrung ist: schnell Cash zu generieren ist möglich. Aber was ist danach? War es wirklich nur eine einmalige Finanzierungslücke? Unsere Praxis zeigt: In 99 Prozent der Fälle ist es das nicht. Wenn also diese schnelle Lösung nicht ausreicht, kommt die nächste Anfrage. Ich denke, Liquidität ist zu wichtig, um sie nicht strategisch aufzustellen. Dazu braucht es ein Konzept und keinen Aktionismus.

Helmut Karrer: Auf welche Zeitspanne sind solche Strategien ausgelegt?

Marcus Sarafin: Die Analyse dauert in der Regel zehn Tage. Die Umsetzung der Strategie kann Monate oder sogar Jahre dauern. Dies hängt eindeutig von der Ist-Situation und der Komplexität ab.

Helmut Karrer: Müssen Working-Capital-Strategien in Krisenzeiten wie der jetzigen angepasst werden?

Marcus Sarafin: Auf jeden Fall! Ich bin mir sicher, Geschäftsmodelle werden sich durch die Pandemie ändern. Das führt automatisch zu veränderten Kunden-/Lieferantenbindungen und Anforderungen. Diese Anpassungen kann eine Working-Capital-Strategie sinnvoll unterstützen. Ich bin fest davon überzeugt, dass in Zukunft die Liquidität für den Geschäftserfolg eine noch größere Bedeutung erhalten wird, als sie jetzt schon hat.

Helmut Karrer: Vielen Dank für Ihre Einordnung, Herr Sarafin.

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Zur Person

Marcus Sarafin ist seit 2009 Geschäftsführer der GFL, Gesellschaften für Liquidität. Mit mehr als 30 Jahren Branchenerfahrung ist er der Experte für alle Themen rund ums Working Capital. Der Diplom-Ökonom und seine Mitarbeiter haben es sich zur Aufgabe gemacht für ihre Kunden – vom Mittelstand bis zum Konzern – ineinandergreifende Lösungen zu finden, die perfekt auf die jeweilige Unternehmenssituation und die Branche abgestimmt sind. Dabei helfen ihnen ihr umfassendes Expertenwissen, ihre weitreichenden Kontakte sowie ihr internationales Netzwerk CREDEA mit Partnern auf der ganzen Welt.

Kontakt:

marcus.sarafin@gfl-broker.de

Tel.: 07661/98 80-102

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